Köln, 01.08.2025 – Vom 5. bis 14. August 2025 findet die zweite Phase der fünften Verhandlungssitzung (INC‑5.2) zum globalen, rechtlich bindenden UN‑Plastikabkommen im Palais des Nations in Genf statt. Viele Akteure, darunter Staaten, NGOs, Wissenschaftler und Industrie, stehen vor einer entscheidenden Gelegenheit, die Zukunft des Abkommens zu gestalten.
Am 10. Juni 2025 haben 95 Länder im Rahmen der UN‑Ozeankonferenz in Nizza eine gemeinsame Erklärung mit dem Titel “Nice Wake‑Up Call for an Ambitious Plastics Treaty” veröffentlicht. Diese Erklärung richtet sich an die bevorstehenden Genfer Verhandlungen und fordert zentrale Elemente, darunter:
- eine vollständige Lebenszyklus‑Perspektive (von Produktion über Produkte bis Entsorgung),
- Kapitulation der Plastikproduktion,
- Verbot gesundheitsschädlicher Kunststoffe und Chemikalien,
- verbindliche Design‑Standards,
- wirksame Finanzierungsmechanismen und Anpassungsfähigkeit des Abkommens über die Zeit
Ziel ist es, endlich einen mutigen, wissenschaftlich fundierten Vertrag zu verankern, der über bloße Absichtserklärungen hinaus geht.
Hintergrund: Warum sind die Genfer Verhandlungen so wichtig?
Die Verhandlungen im Dezember 2024 in Busan brachten kein Ergebnis – ein bedeutender Rückschlag für das ambitionierte Ziel. Das Abkommen soll eine historisch erste globale Regelung zur Bekämpfung von Kunststoffverschmutzung darstellen – zuletzt ähnlich ambitioniert wie das Pariser Klimaabkommen vor einem Jahrzehnt.
Die Herausforderungen sind groß: Länder wie Saudi-Arabien und andere mit petrochemischem Interesse blockieren nach wie vor verbindliche Produktionsbeschränkungen und gesundheitlich relevante Regulierungen. Lobbygruppen aus der Kunststoffindustrie haben laut Guardian-Recherchen bei früheren Runden deutlich Übergewicht gegenüber Delegierten aus der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft gewonnen.
Erwartungen und politische Kräfteverhältnisse
Mehr als 170 Länder werden an INC‑5.2 teilnehmen, mit Unterstützung von NGOs, Forschungsorganisationen und Unternehmensverbänden wie der Business Coalition for a Global Plastics Treaty. Jene Koalition unterstützt die Forderungen des „Nice Wake‑Up Call“ und betont, dass ambitionierte internationale Regeln nicht zwangsläufig wirtschaftliches Wachstum verhindern – sondern im Gegenteil auch für Planungssicherheit sorgen würden.
Zudem fordert die Scientists’ Coalition for an Effective Plastics Treaty mehr Einfluss auf den Verhandlungsprozess, besonders um Entwicklungsländer besser zu unterstützen und wissenschaftliche Erkenntnisse in realpolitische Entscheidungen zu spiegeln.
Fazit: Warum es jetzt entscheidend wird
- 95 Länder setzen mit dem Nice-Call ein klares politisches Signal für ambitionierte Vorgaben.
- In Genf liegt die letzte Chance, eine rechtlich bindende, wissenschaftlich fundierte Plastiktreaty zu verabschieden.
- Der Fokus liegt auf Maßnahmen entlang des gesamten Lebenszyklus von Plastik, inklusive Produktionsbeschränkungen, Designvorgaben, toxikologischem Schutz und Finanzierungslösungen.
- Die Herausforderung: Einfluss mächtiger Industrielobbyisten und fossiler Staaten, die sich gegen zentrale Elemente des Vertrags wehren
Ausblick
Die kommenden Genfer Verhandlungen werden zeigen, ob die globale Gemeinschaft den politischen Willen aufbringt, dieser akuten Umwelt- und Gesundheitskrise effektiv zu begegnen – oder ob der Einfluss kommerzieller Interessen den Vertrag weiterhin schwächt. Ein ambitioniertes Ergebnis wäre ein entscheidender Schritt für Mensch und Umwelt.
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Quellen: Reuters, The Guardian, EUWID Recycling, RFI
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